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Da ich der Meinung bin, daß Patienten das Recht haben über
Arzneimittel informiert zu sein,
und immer wieder in den verschieden Foren die Frage "was ist Dronabinol?"
auftaucht,
folgt hier jetzt eine ausführliche Information darüber - auch
zum Ausdruck für eure Ärzte :-)
Dronabinol
Seit dem 1. Februar 1998 ist Dronabinol, der psychotrope Hauptwirkstoff
der Cannabispflanze (auch bekannt als THC oder Tetrahydrocannabinol),
in Deutschland als Betäubungsmittel verschreibungsfähig. Patienten,
die bisher wegen ihres Gebrauchs von Cannabispräparationen (Marihuana
und Haschisch) zu medizinischen Zwecken Probleme mit dem Strafrecht
hatten, können nun mit dem Wirkstoff versorgt werden. Damit wurde
ein medizinisch akzeptabler Handlungsrahmen für den Umgang mit
den betroffenen Patienten geschaffen.
Für die Verwendung von Dronabinol als Arzneimittel sprechen die
inzwischen zahlreichen Veröffentlichungen in der Fachliteratur.
Diese weisen seine positive Wirkung bei verschiedenen Krankheitsbildern
und seine niedrige Toxizität nach. Cannabis ist ein traditionelles
Heilmittel. Bis in das 20. Jahrhundert hinein wurde Cannabis bei den
verschiedensten Beschwerden vom Asthma bis zur Migräne eingesetzt.
Seine Zuverlässigkeit war jedoch aufgrund der unklaren Wirkkomponenten
und ihrer stark schwankenden Konzentration und Bioverfügbarkeit
nicht sehr groß. Die aufstrebende pharmazeutische Industrie mit
einheitlichen, chemisch definierten Präparaten, sowie die massive
Gesetzgebung gegen Cannabis seitens der USA, führten schließlich
zu einem völligen Verschwinden aus den Arzneibüchern und aus
dem Behandlungsrepertoir der Ärzte.
Auf wissenschaftlicher Seite gelang in den 60er Jahren die erfolgreiche
Strukturaufklärung, Isolierung und Synthese der Hauptinhaltsstoffe
von Cannabis (Δ9 -Tetrahydrocannabinol, Cannabidiol u. a.). In
den 90er Jahren wurden zwei unterschiedliche Cannabinoidrezeptoren gefunden,
kloniert und im Gehirn sowie im Immunsystem nachgewiesen. Endlich wurden
endogene Liganden für diese Rezeptoren, die Anandamide entdeckt.
Potente Agonisten wurden synthetisiert und der erste Antagonist beschrieben.
All das trug zu seiner inzwischen weit klareren Pharmakologie bei. Die
Beobachtung eines Marihuana rauchenden Krebspatienten, daß das
zytostatikainduzierte Erbrechen durch den Genuß von ein paar Joints
stark vermindert wurde, führte, zusammen mit dem Engagement seines
behandelnden Arztes, zur Wiederaufnahme medizinischer Cannabisforschung.
In der klinischen Forschung fanden viele der überlieferten, therapeutischen
Effekte Bestätigung.
Von Bedeutung sind heute vor allem:
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die Anregung des Appetits u. a. bei AIDS-Erkrankungen
(Kachexie, Wasting-Syndrom) |
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die Hemmung von Übelkeit und Erbrechen, vor allem
im Zusammenhang mit Chemotherapie |
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die Reduzierung muskulärer Krämpfe und Spastiken
bei Multipler Sklerose (MS) und Querschnittlähmungen |
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die Schmerz- und Migränebehandlung, bei chronischer
Schmerztherapie auch ergänzend zur Opioidbehandlung |
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die Senkung des Augeninnendrucks (Glaukom) |
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und die Stimmungsaufhellung |
Dronabinol hat, genauso wie Cannabis, ein definiertes Suchtpotential,
doch scheint dieses in therapeutischen Dosierungen relativ unproblematisch
zu sein. Nach zwölfmonatiger Verabreichung wurden keine Hinweise
für Mißbrauch oder Persönlichkeitsveränderungen
gefunden. Das angeblich durch chronischen Cannabisgenuß hervorgerufene
Amotivationssyndrom wird durch Daten nicht belegt. 1985 haben die USA
die Vorreiterrolle übernommen und Dronabinol unter dem Handelsnamen
Marinol TM als Fertigarzneimittel für die Behandlung chemotherapiebedingter
Übelkeit und 1992 zur Therapie der Kachexie und Appetitstimulation
von AIDS-Patienten zugelassen. Die Einstufung in Schedule II soll sich
zwar ändern, macht aber die Verschreibung auch dort noch recht
problematisch.
Durch die Umstufung von Dronabinol in Anlage III des Betäubungsmittel
Gesetzes (BtMG) wurde es jetzt auch in Deutschland verschreibungs- und
verkehrsfähig, d. h. es kann genau wie z.B. Morphin als Betäubungsmittel
verschrieben werden. Allerdings gibt es hier kein zugelassenes Arzneimittel
mit diesem Wirkstoff, so daß derzeit nur zwei Möglichkeiten
der Verschreibung bestehen:
1. Die ausnahmsweise Verschreibung von Dronabinol in Form von
Elevat oder Marinol TM und der Import aus dem Ausland. Dabei kann sich,
durch den vom BtMG vorgegebenen, hohen Verwaltungsaufwand, ein Zeitproblem
für die Importerlaubnis des ausländischen Arzneimittels ergeben
und es stellt sich das rechtliche Problem des generellen Exportverbots
für in Schedule II eingestufte Präparate der USA.
2. Die Verschreibung von Dronabinol als Rezeptur, z. B. als alkoholische
Lösung, gelöst in Sesamöl oder Hartfett und abgepackt
in Hartgelatinekapseln oder als Suppositorien. Eine flexible Alternative,
die behördliche Genehmigungserfordernisse vermeiden hilft. Wechselwirkungen
können mit Amphetaminen, Antihistaminika, trizyklischen Antidepressiva,
Barbituraten, Benzodiazepinen, Ethanol, Opiaten oder Muskelrelaxantien
auftreten. Psychopharmaka und Dronabinol sollten gleichzeitig nur bei
strenger Indikation eingesetzt werden. Die Lagerung von Dronabinol erfolgt
am besten luftdicht und lichtgeschützt bei + 2 °C bis + 6 °C.
Elimination
Dronabinol und seine Metaboliten werden über Fäces und Urin
ausgeschieden. Die biliäre Exkretion ist der Hauptausscheidungsweg
und ca. 50 % von radioaktiv markiertem, oral verabreichten Dronabinol
werden innerhalb von 72 Stunden im Fäces wiedergefunden, 10 bis
15 % sind im Urin, davon weniger als 5 % unverändert. Nach einer
einzigen oralen Dosis von Dronabinol können seine Metaboliten über
5 Wochen in Urin und Fäces nachgewiesen werden.
Schwangerschaft/Geriatrie/Pädiatrie
Dronabinol ist plazentagängig, aufgrund seiner langjährig
schwierigen Verfügbarkeit liegen keine epidemiologischen Untersuchungen
über Fruchtschädigungen bei Schwangeren und Nebeneffekte bei
geriatrischen Patienten vor; bei Kindern sind nur wenige Daten verfügbar.
Dronabinol wird in der Muttermilch konzentriert und sollte daher auch
in der Stillperiode nicht eingesetzt werden.
Anwendung und Dosierung
In Studien führte die täglich zweimalige Gabe von 2,5 mg Dronabinol
zur Appetitstimulation und Dosen von 5-20 mg linderten spastische Symptome
bei MS-Patienten und Rückenmarksverletzten. Ein- bis drei Stunden
vor Beginn der Chemotherapie wurden Dosen von 5-15 mg Dronabinol zur
Bekämpfung chemotherapiebedingter Übelkeit eingesetzt. Die
Behandlung wurde alle zwei bis vier Stunden mit bis zu sechs Gaben pro
Tag bis zu 24 Stunden nach Ende der Chemotherapie fortgesetzt. Um Panikreaktionen
zu vermeiden, sollten Patienten auf die Möglichkeit von Stimmungsschwankungen,
-verstärkungen oder Verhaltensänderungen hingewiesen werden.
Patienten die Depressionen, halluzinatorische oder psychotische Reaktionen
erleben, sollten an einem ruhigen Platz betreut werden. Zur Behandlung
starker Erregungszustände können Benzodiazepine eingesetzt
werden.
Folgende Rezepturen von Dronabinol sind üblich:
- Orale einnahme:
- Dronabinol 1%-5% gelöst in Sesamöl, abgefüllt in Pipettenflaschen
(1 Tropfen einer 3 %igen Lösung entspricht 1 mg Dronabinol).
- Dronabinol Kapseln zu 2,5, 5 u. 10 mg. Es sind auch höhere Dosierungen
möglich.
- Zur Inhalation:
Dronabinol 5 % gelöst in Ethanol 97 %, abgefüllt in Pipettenflaschen
(es sind auch niedriger dosierte Lösungen möglich).
- Das Betäubungsmittelrezept kann folgendermaßen ausgestellt
werden (Beispiele):
a) Rezeptur für Dronabinoltropfen in Sesamöl:
Beispiel: Dronabinoltropfen in Sesamöl 1 %, 10 ml
(entsprechend 100 mg Dronabinol)
Dosierung gemäß schriftlicher Gebrauchsanweisung
b) Rezeptur für Dronabinolkapseln:
Beispiel: 100 Kapseln à 2,5 mg Dronabinol
(entsprechend 250 mg Dronabinol)
Dosierung gemäß schriftlicher Gebrauchsanweisung
c) Rezeptur für Dronabinoltropfen in alkoholischer Lösung:
Beispiel: 10 ml Dronabinol 2% in ethanolischer Lösung
(entsprechend 200 mg Dronabinol)
Dosierung gemäß schriftlicher Gebrauchsanweisung
Die momentan höchstmögliche Verschreibungsmenge pro Rezept
beträgt 500 mg Dronabinol pro Monat.
Bei der Verschreibung größerer Mengen muß dies auf
dem Rezept durch ein, in einem Kreis geschriebenes A gekennzeichnet
werden.
Einnahmeempfehlungen für Dronabinol
Orale Applikation:
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Für die orale Einnahme von Dronabinol gibt es
Kapseln und Tropfen |
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Tropfen ermöglichen eine feinere Dosierung als
Kapseln und können auch bei Schluckbeschwerden, bzw. Sondenernährung
gegeben werden |
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Kapseln sind von der Einnahme her einfacher und können
auch von Patienten mit motorischen Störungen (Tremor, Ataxie)
selbstständig eingenommen werden |
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Die stärkste Wirkung (höchste Plasmaspiegel)
erreicht man, wenn man das Dronabinol auf nüchternen Magen
einnimmt und anschleßend eine Mahlzeit einnimmt |
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Bei der Einnahme nach dem Essen kann es zu einem stark
verzögertem Wirkungseintritt und einer abgeschwächten
Wirkung kommen |
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Die Durchschnittsdosierung liegt bei 3 mal 5 mg pro
Tag |
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Die Anfangsdosis ist 2-3 mal 2,5 mg pro Tag |
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Es empfiehlt sich, die Dosis zum einen an das Beschwerdebild
anzupassen, d. h. bei Beschwerden am Tag empfiehlt sich die Einnahme
verteilt über den Tag, bei Beschwerden v. a. in der Nacht empfiehlt
sich die abendliche Einnahme |
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Zum anderen sollte sich die Dosis an den Nebenwirkungen
orientieren, so daß die Dosis bei fehlenden Nebenwirkungen
bis zum erwünschten Effekt gesteigert werden kann, bzw. bei
stärkeren Nebenwirkungen sollte die Dosis reduziert werden |
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Um Nebenwirkungen zu minimieren sollte einschleichend
dosiert werden |
Dronabinol ist zu beziehen bei:
THC Pharm GmbH - The Health Concept
Offenbacher Landstrasse 368 A
60599 Frankfurt am Main
Tel: 069 / 63 80 99 - 0
Fax: 069 / 63 80 99 - 24
E-mail: Info@thc-pharm.de
URL: www.thc-pharm.de |
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